Mertingen entdeckt seine Geheimwaffe

Ganz still und heimlich – zumindest ohne große Pressemitteilungen von Seiten des Schützenvereins Gemütlichkeit Mertingen e.V. – ist Mertingens Luftgewehrmannschaft 1 in die 2. Bundesliga gestartet. „Alles braucht seine Zeit“, so Trainer Bernd Schröttle. Für sein Team war es nach harten Vorbereitungswochen im Sommer die Zeit zum „Reinfinden“ und „Ankommen“ in die und der 2. Bundesliga. Trotz bester Vorbereitung ist die Realität, die einen Schützen dann trifft, nämlich doch ganz anders. Vor allem die Aufregung, die einen dann doch packt, wenn man plötzlich gegen die besten Schützen Deutschlands antritt, ist nicht zu unterschätzen. Auch das beste Mentaltraining im Vorab wird da auf eine harte Probe gestellt. Und daneben der Erwartungsdruck den die Schützen an sich selbst haben und der von außen kommt. Der erste Rausch und Ruhm des Aufstiegs in die Bundesliga ist schon lange vorbei. Nun werden Ergebnisse erwartet. Und die kommen auch. Aber nicht so schnell, wie erwartet. Der erste Wettkampftag kann schlichtweg auf das Konto „Erfahrung“ gebucht werden. Diese „Klatsche“ darf aber durchaus erwähnt werden, denn auch eine gehörige Niederlage gehört zum „Geschäft 2. Bundesliga“. In der Vormittagsbegegung des 1. Wettkampftages in Kempten gingen die Schützen Thomas Muxel, Alexander Straßer, Katharina Hafner, Verena Schröttle und Maria-Theresia Eckert mit 0 Punkten aus dem Kampf. Die gegnerische Mannschaft aus Titting fuhr 5 Einzelpunkte und somit den Sieg ein. Ein „Schönreden“ an dieser Stelle ist unnötig und vor allem unangebracht. Die Einzelbegegnungen gingen durchaus klar und überhaupt nicht knapp aus. Mertingen hatte schlichtweg keine Chance. Am Nachmittag gegen die Kgl. Priv. FSG „Der Bund“ München 2 dann wenigstens der erste Punkt in der Einzelbegegnung. Verena Schröttle konnte sich gegenüber ihrem Konkurrenten Julian Kemptner mit hervorragenden 396 zu 393 Ringen beweisen. Wenn man das liest, wird einem aber auch bereist bewusst, mit welchen Talenten man es in der 2. Bundesliga zu tun hat, vor allem wenn man weiß, dass Verena Schröttle diese Paarung auf Setzplatz 4 gewann. Trotz alledem hatte sie eines blitzschnell erkannt und umgesetzt. Eine Begegnung ist verloren, der nächsten gilt die ganze Aufmerksamkeit: durchatmen, konzentrieren, zielen, schießen, gewinnen. Das war der Plan und der ging auf. Summa summarum: Der erste Wettkampftag war für die Mannschaft natürlich enttäuschend, denn die beiden ersten Begegnungen waren klar verloren. Aber: Jetzt kannten sie auch die Realität Bundesliga 2. Erste Erfahrungen waren gesammelt und jetzt war das Ziel „mit neuem Optimismus zurück ins Training und auf zur nächsten Begegnung“, so Verena Schröttle. Diese fand am letzten Wochenende, also am 24. Oktober, in Unterstall statt. Und dann kam gleich in der 1. Begegnung gegen Plattling auch der erste Mannschaftssieg. Mertingen gewann mit 3:2. Die Einzelpunkte holten dabei Thomas Muxel auf Setzplatz 1 mit 392 Ringen gegen Andrea Hartl mit 385 Ringen. Auf Platz drei gewann Alexander Straßer mit 388 : 385 gegen Franz Schreiner. Den letzten Punkt holte Patrick Pfisterer auf Platz 5 gegen Andreas Bachl mit 381 : 378 Ringen für sein Team. Der Mertinger Mannschaft war allerdings nur eine kurze Zeit der Euphorie gegönnt. „Ausruhen, besinnen und auf den nächsten Wettkampf einstellen“, so das strenge Mannschaftküken Verena. Die 2. Begegnung des Tages fand gegen den gastgebenden Verein statt. Verena Schröttle, lief zu Hochtouren auf und traf 396 Ringe – das beste Ergebnis des Tages. Dagegen hatte weder ihr Gegner Dominik Bergmann mit 390 Treffern eine Chance, noch Mertingens Nummer 1 Thomas Muxel. Der allerdings holte den zweiten Punkt dieser Runde mit 2 Ringen weniger, nämlich mit knappen 394:393 Ringen. Der zweite Wettkampf war verloren, aber das Selbstbewusstsein der Mannschaft wieder da – und noch viel mehr. Der erste Sieg spornt an. Der dritte Wettkampftag findet am 7. November in Luckenpoint bei Regensburg statt. Insgesamt gibt es noch 4 Wettkampftage mit je 2 Chancen für die Mertinger. Es ist nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Mertingens erste Garde aber fühlt sich gewappnet: Man ist in der 2. Bundesliga angekommen und: Das Team hat seine Geheimwaffe entdeckt – Verena Schröttle. Alle vier Begegnungen in der 2. Bundesliga schoss sie nicht nur erwartungsgemäß (388 Ringe in der Begegnung mit Plattling und 385 gegen Titting) sondern phänomenal mit zwei Mal 396 Ringen gegen München und Unterstall. Eine Mannschaftskollegin, auf die Verlass ist, die aber auch über sich hinauswächst. Was allerdings mindestens gleichbedeutend damit ist, ist Verenas guter Geist. Mit einer gehörigen Portion Humor, der nötigen Strenge, wenn es angebracht ist und ihrem einzigartigen Teamgeist hält sie seit Jahren die Mannschaft zusammen. „Als erstes Team, dann Team und schließlich Teamgeist gepaart mit hartem Training und Ehrgeiz und nicht zu vergessen, eine anständige Portion Humor. Das ist mein Geheimnis. Das ist unser Geheimnis. Dafür stehe ich!“, so die junge Verena.

SiSi

Mertingens Geheimwaffe Verena Schröttle